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Betrüger „bescheren“ dicke Konten

Correos

Ein Milliönchen auf’s Konto vor dem Fest? So ganz ohne viel Zutun? Was hier so verlockend klingt, offenbart sich beim genaueren Hinsehen als eine nicht ganz neue Masche. Hinter dem vermeintlichen Geldsegen steckt nach ersten Recherchen sehr viel kriminelle Energie.

Bisher kennen wir sowas meist von E-Mails. Da wird Geldwäsche als Zwischenparken von größeren Geldsummen getarnt, und der gutgläubige Kontoparker glaubt, einen ordentlichen Brocken abzubekommen. Immer wieder aussichtsreich auch der Erben-Trick: Leute werden als vermeintliche Erben „ausfindig gemacht“ und angeschrieben. Afrika, London oder die USA und die Bahamas sollen als Absenderadresse Eindruck schinden. Um an das Erbe zu gelangen, werden „Erben“ aufgefordert, einen Geldbetrag zu überweisen. Oder so ähnlich …

In dem mir vorgebrachten Fall handelt es sich um eine neue Variante des Betrugs. Weil wir inzwischen dazugelernt haben, würden wir Müll wie den folgenden in den Spamordner verbannen. Betrüger lassen sich aber immer wieder etwas einfallen, zumal nicht jeder Bürger über ein E-Mail-Konto verfügt: Dubiose Offerten wie im vorliegenden Fall kommen per Post, mit richtiger Briefmarke und echtem Post-Stempel, z. B. aus Bilbao.

+++Kommentar+++
Der Aufhänger: Ein Anwalt in Madrid, Spanien, kann leider keine Erben seiner verstorbenen Klienten ermitteln. Sie seien beim Tsunami 2004 ums Leben gekommen.
Oh wie furchtbar, ein bisschen Tragik würzt das Unterfangen.

Der Gegenstand: Wohin mit dem Erbe? Schlappe 10 Millionen+, hinterlegt in einem Safe bei einer Sicherheitsfirma, wollen verräumt werden! Konfiszieren lassen? Sooo vieeeel Geld?

Ja, unter ein paar Millionen machen es Betrüger nicht. Sonst schnellt doch der Blutdruck potenzieller Opfer nicht in die Höhe (=> Aufregung => schränkt klares Denken ein).

Die Lösung: halbe-halbe Wie gut, dass sich der ach so fürsorgliche Abogado schon Gedanken gemacht hat, denn ein Ultimatum droht! (Ja, mit Zeitdruck hat man meistens Erfolg …)

Betrugsmasche

Der schnelle Kontakt: Die Kontaktaufnahme mit dem Advokaten solle über Fax, E-Mail oder Telefon erfolgen, irgendwas davon hat doch jeder!

Die betrügerische Absicht: Hier endet meine Recherche. Um herauszufinden, was wirklich dahintersteckt, müsste man sich auf den Deal einlassen. Aber es gibt genügend ähnlich gelagerte Fälle, die auch den Verbraucherzentralen zur Genüge bekannt sind. Neben Geldwäsche kommt Betrug in Betracht.

Mit Nachdruck: Um das Opfer auch ganz bestimmt an die Leine zu bekommen, bittet der Absender um Bestätigung: „… damit ich meine Suche nach potentiellen Partnern fortsetzen kann.“
Oha, jetzt nennt man sich schon „Partner“! Wir wollen an dieser Stelle nicht wirklich wissen, welche Druckmittel Betrüger anwenden und wie sie die ganze Geschichte zu ihren Gunsten drehen, wenn jemand so leichtsinnig ist zu antworten.

Genauer hingeschaut
Nach meinen Recherchen führt die Mailadresse zu einer spanischen Community (comunidad ozu.es), nicht zu einer Kanzlei oder Gestoría (Agentur), wie sie in Spanien üblich sind.

Das Schreiben mit Briefkopf und Logo soll Seriosität vermitteln. Man hat sich aber nicht sonderlich Mühe damit gegeben. Der Serienbriefcharakter ist erkennbar an Platzhaltern, der Anschrift des Angeschriebenen (aus dem Telefonbuch) ohne Anrede und der eingescannten Unterschrift. Der Anwalt mit angeblichem Sitz in Madrid schickt seinen Brief im 396 km entfernten Bilbao ab.
Natürlich! Man sorgt sich um den Erben, da darf man sich auch mal ein bisschen mehr Mühe geben.

Hinter der angegebenen Telefonnummer des Advokaten, hier anscheinend eine Handynummer, könnte eine Bandansage stecken oder aber eine Weiterleitung an eine teure Nummer. Auch wenn es mir ein bisschen in den Fingern juckt, anrufen werde ich da bestimmt nicht.

Angela Ederer, Verbraucherservice Bayern, Beratungsstelle Cham, weiß über ähnliche Betrugsfälle viel zu berichten: Die Gauner grasen nicht nur Gebiete ab, sondern suchen potenzielle Opfer nach Vornamen aus. „Anneliese“ oder „Fritz“ heißen heutzutage vor allem ältere Leute. Sie kommen als „Erben“ eher nicht infrage, wohl aber Namen, wie „Frank“ oder „Peter“, also Menschen im mittleren Lebensalter, Versorger von Familien. Die brauchen immer Geld.

Diverse „Abogados“ agieren anscheinend weltweit, wenn man sich den Thread im Internet unter http://belegal.com/ ansieht, eine Warnung, die auf ähnliche Situationen wie im vorstehend genannten Beispiel schließen lässt.

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