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Ansprüche der Kundschaft an Grabschmuck für Allerheiligen

Rosengesteck Allerheiligen

Angehörige möchten an Allerheiligen an blumengeschmückten Grabhügeln ihrer Verstorbenen gedenken. Etwa zwei Wochen vor dem 1.11. stellen Blumengeschäfte ihre ersten Grab-Gestecke aus und nehmen Bestellungen ihrer Kundschaft entgegen. Zu dieser Zeit bestücken Baumärkte und Bastelgeschäfte die Regale mit einer großen Auswahl an herbstlichen Dekorationsartikeln, Supermärkte überschwemmen den Markt mit Grabschalen, Grablegern und Grabgestecken zu Niedrigpreisen unter 10 Euro.
Wofür sich Verbraucher letztlich entscheiden, hängt von Traditionen, der Kaufkraft einer Region und dem individuellen Geschmack ab.


Im Landkreis Cham im Naturpark Oberer Bayerischer Wald gestalten viele katholische Familien und Vereine aus alter Tradition noch selbst die Allerheiligen-Gestecke für den Eigenbedarf, manchmal unter Anleitung einer Floristin. Materialien gibt es in den umliegenden Wäldern und Gärten reichlich. In der einst armen und von der Landwirtschaft geprägten Region mit einer im Bundesdurchschnitt sehr niedrigen Kaufkraft (Quelle: Michael Bauer Research GmbH) entstanden in den vergangen Jahren einige neue Blumengeschäfte mit frischen Ideen und viel Kreativität. In der Zeit der Besinnung und der Erinnerung fertigen sie für die christlichen Rituale Grabschmuck in gestalterischer Vielfalt.

Allerheiligengestecke
Allerheiligengestecke

Kunden suchen Anregungen
Ab Mitte Oktober spürt Doris Ketterl, Blumenecke in Cham-Windischbergerdorf, regen Zulauf auf ihre ersten Allerheiligen-Gestecke. Die meisten Interessenten suchen zunächst nach Anregungen und schauen sich in mehreren Geschäften des Landkreises um, was denn heuer aktuell ist. Für jeden Geschmack sei etwas dabei, erzählen Kunden beim Betrachten der Kreationen. Sie lehnen fabrikmäßige Billiggestecke strikt ab, schließlich soll der Grabschmuck nach etwas aussehen, das Ganze soll ein Bild haben. Fertigprodukte aus dem Supermarkt berücksichtigen nicht den Platz, den man auf dem Grab zur Verfügung hat, gibt eine Kundin zu bedenken.

Auf ihrer Suche nach dem Besonderen setzen die Kunden auf die Beratung durch die Floristen. Kaum jemand kommt mit ganz konkreten Vorstellungen. Vielmehr möchte die Kundschaft mit der Floristin ihren individuellen Grabschmuck anhand von fertigen Gestecken und Fotos entwickeln. Die Beratung ist sehr zeitintensiv. Doch die Investition lohnt: Zufriedene Kunden kommen wieder.
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Kunden möchten nicht jedes Jahr das Gleiche
Eine individuelle Lebensweise spiegelt sich auch im Grabschmuck wider. Die Kunden möchten durch verschiedene Symbole an ihre Verstorbenen erinnern. Die zumeist weibliche Kundschaft lässt sich über Gestaltungsmöglichkeiten und die Haltbarkeit der Gestecke beraten. Ihr ist in erster Linie Originalität und Qualität wichtig: verschiedene Größen, die Einarbeitung von Gestaltungselementen und ausgefallene Formen. Die Floristen experimentieren mit Materialien und Formen, das kommt gut an bei den Kunden. Frische Ware sei einfach besser, sagen sie und greifen gern Anregungen auf.

Kunden wünschen Ausgefallenes
Je nach Geschmack dominieren längliche Varianten, Herz- und Kranzformen auf der Wunschliste der Kundschaft. Herkömmliches, beispielsweise die typischen Rundformen, hier auch Waldgestecke genannt, will kaum jemand mehr. Die Reduzierung auf Wesentliches ist zwar in Bezug auf die Herstellung sehr aufwändig im Vergleich zu den schnell gefertigten herkömmlichen Gestecken, doch den Kunden gefällt’s. Nach ihrem Ladenhopping kommen deshalb viele wieder, um bei den Floristinnen individuellen Grabschmuck zu erwerben.

Bei den Ausstellungsstücken kann es durchaus zu Liebe auf den ersten Blick kommen, ist sich eine Kundin aus der Umgebung sicher. Erst in letzter Zeit entscheidet sich die Kundschaft für Gestecke mit eingearbeiteten Elementen, wie Prosaherzen und Prosakugeln, Bänder, Draht und Perlen. Dieser Trend sei in der Region spät angekommen, berichtet Doris Ketterl.

Manchmal bitten Kunden die Floristen um eine Grabbesichtigung auf dem Friedhof, aber nur im jeweiligen Wohnort der Floristinnen. Aufgrund der Vor-Ort-Eindrücke entstanden beispielsweise ein individuelles Gebinde in L-Form sowie sehr große Kreationen, die auch logistisch einiges abverlangen.

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Natürlichkeit ist gefragt
Produkte aus der Natur stehen hoch im Kurs. Beispielsweise wünschen sich Kunden eingearbeitetes Moos, Holzelemente, Rinde, Eichenlaub, Mohn, Lotos, Zapfen, Grünes und Rosen, die sie nach dem Verblühen durch künstliche ersetzen wollen. Für Schalen bevorzugen sie Pflanzen, wie Erika, Hebe und Silberdraht. Durch die Verwendung von etwas Tanne, kombiniert mit verschiedenen Tujenarten, erzielen die Floristinenn das gewünschte natürliche Farbspiel.

Beinahe das ganze Jahr über bekommen Monika Lindinger und Doris Ketterl Materialien von Freunden und Dorfbewohnern aus deren Gärten, die beim Schnitt anfallen: Hagebutten, Kirschlorbeer, Ilex, Tuje, Schlehe, Hartriegel u. ä. Mit der zeitnahen Verarbeitung befriedigen die Floristinnen den Frischeanspruch, den ihre Kundschaft auch an Allerheiligen-Schmuck stellt.

Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Bei der Beratung wird über Preise kaum gesprochen. Tatsächlich verlässt sich die Kundschaft darauf, dass in einem Preisrahmen bis ca. 70 oder 80 Euro sehr individuelle, geschmackvolle Gebinde entstehen. Größere Kränze dürfen auch mal etwas mehr kosten.

Die Kundschaft schätzt die fachkundige Beratung und die große Vielfalt an individuellem Grabschmuck, der zur Größe und dem Ambiente des Grabes passt. Dies biete nur ein Floristikfachgeschäft, so die einhellige Meinung der Befragten.

 

Allerheiligen-Gestecke

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