Ungezogenheit des Jahres
+++Kommentar+++
Wenn ich könnte, würde ich das Verhalten einer Bank zur „Ungezogenheit des Jahres“ küren. Banken sind ja bereits anderweitig negativ aufgefallen, z. B. lautete das „Unwort des Jahres“ 2008″
notleidende Banken
. Womit ich beim Thema wäre: die Trophäe „Ungezogenheits-U“.
Spielen Sie mit mir das „Heitere Beruferaten„! Die beliebte und erfolgreiche TV-Sendung gibt es leider nicht mehr, aber viele haben sie noch in guter Erinnerung. Dabei ging es um das Erraten von Berufen anhand der typischen Handbewegung. Stellen Sie sich nun diese typische Handbewegung vor: Ich strecke die hohle Hand aus, am besten gleich zwei Hände.
Nun, was bin ich?
Die Lösung lautet „ein Fondsmanager der Kapitalanlagegesellschaft Allianz Global Investors“.
Damit Sie auch verstehen, warum gerade die Lösung mit dem Fondsmanager die richtige ist, gebe ich Ihnen zur Information folgenden Background:
Die Dredner Bank (Hinweis: Zusammenschluss von Commerzbank und Dresdner Bank) verschickte im Juli 2009 einen Brief an bestimmte Fond-Kunden u. a. mit folgendem Wortlaut:
(Posteingang bei mir war der 11.07.2009)
Die Begründung liest sich so:
Dabei stelle ich mir vor, wie wohl der Chef einer Supermarkt-Kassiererin reagieren wird, wenn sie ihm sagt:
In der Lebensmittelbranche passen sich die Löhne den dynamischen Markt- und Wettbewerbsbedingungen an. So setzt sich … zunehmend eine leistungsorientierte Vergütungskomponente der Leistung einer Verkäuferin durch.
 Mit anderen Worten: Da die Verkäuferin gerne noch mehr leistungsorientiert und engagiert sein würde, möchte sie mehr Geld. Wie lange wird es wohl dauern, denke ich weiter, bis sie der Chef rausschmeißt?
Bei den Banken ist das anders, sie dürfen zulangen. Was hier mit einem Vorteil für den Kunden begründet wird, ist meines Erachtens nur eine Frage der „passenden Worte“. Man feilt so lange an einem Satz herum, bis es so klingt, wie man es haben will. Weiß ich als PR-Managerin aus Erfahrung, schließlich schreibe ich oft Texte. Am Ende soll es gut rüberkommen, auch wenn die Botschaft selber nicht „gut“ ist.
Auch die Verbraucherzentrale Sachsen betrachtet die Performancegebühren kritisch:
Mit Aussicht auf die Extra-Vergütung besteht die Gefahr, dass die Fondsmanager wieder besonders risikoreiche Investments tätigen. … Geht die Risiko-Strategie nicht auf, ist nur der Anleger der Dumme. Für den Fondsmanager gibt es in diesem Fall natürlich auch keine Strafgebühr.
Den vollen Wortlaut der Pressemeldung lesen Sie hier: Anleger werden weiter abkassiert.
Jüngst beanstandete auch Stiftung Warentest die Tricks der Fondsgesellschaften „Doch es geht noch schlimmer“, nachzulesen unter http://www.test.de/.
Not amused? Ich auch nicht. In einem Brief an meine Bank, die „Beraterbank“, hatte mir erlaubt, die Zahlung zu verweigern, auch wenn es nur ein paar Kröten sind. Das Angebot, meine Fondanteile zu verkaufen, nehme ich nicht wahr, die Fonds sind ja gerade im Keller.
Die Stellungnahme aus Frankfurt (unterzeichnet von Friedmann und Bach) lässt nicht hoffen:Â
Zur erfolgsabhängigen Vergütung selbst ist zu sagen, dass diese keineswegs an das bloße Erzielen von Kursgewinnen in den betroffenen Fonds anknüpft.
Ja freilich, kann ich nachvollziehen. Ich arbeite ja auch nicht nur, um meine Rechnungen bezahlen zu können. Was täte ich mit all der Zeit? Der Mensch will schließlich gebraucht werden und sich entwickeln – Stichwort Mehrwert:
Im Arbeitnehmer- und Selbstständigen-Deutsch heißt das nach meinem Verständnis in etwa: Arbeit muss sich (wieder) lohnen. Haben wir das nicht irgenwann schon einmal gehört? Von Politikern vielleicht?
Wenn Performance-Fee bei den Banken durchgeht, dann habe ich für Sie, liebe Leser, jetzt eine gute Nachricht: Ich werde mich für Sie nicht nur sehr anstrengen, sondern noch etwas mehr – gegen Aufschlag natürlich. Nennen Sie es ruhig Performance-Fee. Oder wenn Ihnen ein eingedeutschtes Wort lieber ist: Leistungs-Abgabe. Sie wissen ja, Mehrwert und so.
Ein Wort in eigener Sache: Natürlich habe ich nichts gegen Sie persönlich, verehrte Fondsmanager, aber die Gebührenpolitik Ihrer Bank (Kapitalgesellschaft), naja, die liegt mir schwer im Magen.
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