Kreativ-Beruf – FriseurIn
Deutschlands „Haar-Nach-Wuchs“ ist gesichert: Das Friseurhandwerk rangiert trotz rückläufiger Ausbildungszahlen infolge der anhaltenden Konsumschwäche ungebrochen unter den zehn lehrlingsstärksten Handwerksberufen. Das Interesse am Friseur-Beruf basiert dem Zentralverband des deutschen Friseurhandwerks zufolge nicht zuletzt auf einer fundierten Ausbildung. Sie wird kontinuierlich den Entwicklungen der Branche angepasst.
In welchem anderen Beruf darf man seinen Kunden mal so richtig den Kopf waschen?
Im Jahr 2005 bestanden 11.383 Auszubildende ihre Gesellenprüfung als Friseur oder Friseurin. Die Zahl der abgeschlossenen Meisterprüfungen ist 2005 sogar deutlich gestiegen. Die Vielseitigkeit des modenahen Handwerks reizt vor allem Frauen, den Beruf der „Friseurin“ zu erlernen. Aber auch für männliche Auszubildende wird der Friseurberuf attraktiver, beweist die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge. 18% aller Auszubildenden im Handwerk wollen beraten, waschen, stylen, pflegen.
Kopfarbeit mit Fön, Kamm und Schere
Diese Kreativen sind dem Lockruf der Haare gefolgt. Selbst unliebsames Dauerwellenwickeln und das vergleichsweise niedrige Einkommen haben ihrer Freude am Beruf nichts anhaben können. Die Modemacher setzen Trends in Teamarbeit: Angestellte und Vorgesetzte arbeiten haargenau zusammen, ob es um raffinierte Schnitte, den perfekten Glamourlook oder um Kundenmanagement geht.
Wie bestehen diese jungen Friseure den täglichen Haartest an Deutschlands Köpfen?
Bettina Dengler hat Spaß an der Kreativität
Von Kindheit an strebte sie die Verwirklichung ihres Berufswunsches an. Neugierig hatte sie ihre Mutter zum Friseur begleitet, um dann mit den neu erworbenen Erkenntnissen an ihren Puppen mit Farbe und Schere zu experimentieren.
Inzwischen ist aus der kleinen Haarschneiderin eine fachkundige Verkaufs- und Trendberaterin geworden.
Die symphatische junge Frau erlebt in ihrem Arbeitsalltag den Wandel im Friseurberuf. Neben den eigentlichen handwerklichen Tätigkeiten fordern Wellness-Anwendungen, Farb-Spiele und der Verkauf von Pflegeprodukten die „ganze“ Friseurin.
Individuell auf den Typ eingehen, die richtigen Pflege- und Farbprodukte auswählen und die Persönlichkeit des Kunden mit einem perfekten Schnitt in Szene setzen – der Wunschberuf von Bettina bietet viel Abwechslung. Im modernen Ambiente des Geschäfts fühlt sie sich wohl. Die Freude an der Arbeit wiegt das verhältnismäßig geringe Einkommen auf: „Das wusste ich vorher“, äußerst sich Bettina Dengler bescheiden.
„Kopfwäsche“: Kunden haben aber auch manchmal so ganz und gar ihren eigenen Kopf und sind schwer zugänglich, äußert sie sich fast ein wenig enttäuscht. Doch die kleinen Hürden meistert Bettina mit Bravour, kann sie sich doch jederzeit mit Fragen an ihre geduldigen Kolleginnen wenden.
Und wenn Kunden nach einer Kopfmassage schließlich zu Bettina Dengler sagen: „Sie nehme ich mit nach Hause“, so war das für alle wieder einmal ein „Good-Hair-Day“.
Petra Himmelstoß‘ Aura des Schönen
Die Gesellin und ihr Meister, der Coiffeur Harald Auburger, sind ein perfekt eingespieltes Team. Farbakzente hier und dort fix das Werkzeug für die nächste Kundin zurechtgelegt – Petra Himmelstoß behält den Überblick. Schließlich ist sie „beinahe“ in einem Friseurladen aufgewachsen. Sie kennt die Wünsche nach Verwandlung, die in den Köpfen ihrer Kundschaft auf Erfüllung warten.
Menschen schön zu machen, davon schwärmte Petra schon als Kind. Von Verspannungen im Rücken und schmerzenden Füßen vom langen Stehen ahnte sie damals nichts, als sie das Friseurgeschäft ihrer Tante zu ihrem Spielzimmer erklärte.
In mehreren Praktika kam Petra Himmelstoß ihrem Berufsziel näher. Doch ein Allergietest schien ihre
Hoffnungen zunichte zu machen. Harald Auburger ermutigte sie, nicht aufzugeben – mit Erfolg. Allergieprobleme sind dank schonender Biosthetikprodukte ausgeblieben. Beim Umgang mit chemischen Substanzen trägt die Gesellin Handschuhe.
Seit acht Jahren inszeniert Petra Himmelstoß im Chamer Friseurgeschäft Auburger mit großer Freude immer wieder aufs Neue ihre eigene „Vorher-Nachher-Show“. Die Ansprüche der Kunden sind ihrer Meinung nach gestiegen. Es bedarf zunehmender Anstrengungen, den Kundenwünschen gerecht zu werden. Doch wenn das Ergebnis ihrer modischen Experimente gefällt, sie durch eine
Typveränderung eine ganz neue Seite des Kunden herausarbeitet, fühlt sich Petra Himmelstoß in ihrer Berufswahl bestätigt.
Haarkünstler und Entertainer Simon Amerell
Simon Amerell, Inhaber vom Münchener „Friseur Salon Haar-Genau“, arbeitete sich kontinuierlich vom „Barbiepuppen-Friseur“ in seiner Kindheit zum disziplinierten Unternehmer hoch.
Er erkannte, dass eine gute Lehrstelle die Voraussetzung für einen erfolgreichen Berufsabschluss ist.
Für akkurate Schnitte und raffinierte Stränen legt er sich ins Zeug. Haaresträubend findet Simon Amerell, wenn Kunden in anderen Salons des Preises wegen schlampige Arbeit in Kauf nehmen. In einer wirtschaftlich schwierigen Situation bewährt er sich mit Fleiß und Qualität täglich neu und freut sich, wenn sich die Kunden in seinem Laden wohlfühlen.
Beim kreativen Arbeiten packt den Unternehmer die Haarlust. Gerne unterhält sich Simon Amerell dabei mit seinen Kunden. „Toller Laden, tolle Leute hier herin“, solche soften „Spitzen“ hört der Trendsetter gerne.
Simon Amerell bewies schon im ersten Lehrjahr ein besonderes „Feingefühl“ für die Kundschaft: „Also ich werd‘ jetzt die Problemzonen unterm Becken waschen“, kündigte der Lehrling an, als er die Farbe in der Halsregion einer Kundin herunterwaschen wollte. Die Überraschte fragte entgeistert, wie er die denn unter dem Umhang sehen könne. Dieses Missverständnis brachte den gesamten Salon zum Lachen. Der Spaß am und im Beruf ist Simon Amerell geblieben.
Social me!